Am 23.9.2021 um 7:00 Uhr morgens wurde eine breite Schneise der Verwüstung in den schönsten Bereich der ökologisch wertvollen Streuobstwiese beim Schlossmoar geschlagen. Anlass dafür war die Errichtung eines Zufahrtsweges für den Abbruch eines einsturzgefährdeten Nebengebäudes des alten Schlossmoar-Hofes.

Dass der Abbruch notwendig war, ist nachvollziehbar, denn man muss vermeiden, dass jemand, der sich in der Nähe aufhält, zu Schaden kommt. Trotz Betretungsverbot kann man schließlich nicht verhindern, dass fremde Personen, in welcher Absicht auch immer, das Grundstück betreten.

Die Art der Vorgehensweise ist jedoch keineswegs nachvollziehbar, da es eine wesentlich einfachere und schonendere Möglichkeit für eine Zufahrt zu dem Nebengebäude über die obere, nordöstlich gelegene Wiese gegeben hätte. Diese wurde auch vom ehemaligen Pächter genutzt, wenn es notwendig war, mit großen Geräten in das Gebiet hineinzufahren.

Die Zufahrt wäre auch insofern logischer gewesen, da sich das Nebengebäude eigentlich auf dieser Wiese befindet! Man hätte hier nur einen einfachen Holzzaun entfernen müssen, anstatt, die laut Raumordnung erhaltenswerte, alte Steinmauer zu durchbrechen. Diese Schneise durch die obere Wiese wäre auch um die Hälfte kürzer gewesen.

Daher ist es absolut unverständlich, warum hier überhaupt eine Zufahrt von der unteren Streuobstwiese aus angelegt wurde.

Leider waren die Baufirma, der Bauaufseher der LBB und der Aufsichtsratsvorsitzende der LBB (der Bergbahnen-Vorstand war noch im Urlaub) am Morgen des Abbruches nicht davon zu überzeugen, die logischere und weniger zerstörerische Zufahrtsvariante zu wählen! Es lag zwar von der Stadtgemeinde ein Auftrag für den Abriss vor, die Art und Weise der Ausführung war aber, wie mir vom Bauaufseher mitgeteilt wurde, der Auftrag der LBB!

Fakt ist, dass wieder einmal, unnötiger Weise, ein seltener und stark gefährdeter Biotoptyp, der Lebensraum vieler vom Aussterben bedrohter Arten ist, massiv geschädigt wurde! So befindet sich hier beispielsweise eine der artenreichsten Fledermauspopulationen Tirols: 50% aller in Tirol vorkommenden Fledermausarten findet man laut Fledermausexperten Mag. Anton Vorauer im Gebiet um Schloss Bruck! Aber auch die Haselmaus und andere streng geschützte Arten kommen hier vor.

Dies war auch der Grund dafür, dass vom Verein Osttirol Natur am 31.8.21 ein Schutzgebietsantrag für das Schlossmoar-Areal bei der Abteilung Umweltschutz des Landes Tirol eingereicht wurde, der derzeit gerade geprüft wird! Mit der Errichtung der „vorübergehenden Durchfahrt“, wurde nun aber ein Teil der Streuobstwiese mit fünf alten und wertvollen Bäumen zerstört, bevor das Gebiet auf seine naturschutzrelevante Bedeutung untersucht werden konnte.

Die Entscheidung darüber, ob hier eventuell ein Kalkül im Zusammenhang mit der Schaffung eines neuen Parkplatzes, hinter dieser plötzlich so dringlichen Baumaßnahme stecken könnte, überlasse ich dem werten Leser/der werten Leserin!

Bleibt zu hoffen, dass diese Zerstörung schleunigst wieder rückgängig gemacht wird und neue Obstbäume nachgepflanzt werden, denn schließlich handelt es sich laut Aussagen der LBB ja nur um einen vorübergehenden Durchfahrtsweg! Die restlichen Streuobstwiesenflächen müssen in ihrem ursprünglichen Zustand erhalten bleiben und das gesamte Areal einer Prüfung auf seinen naturschutzrelevanten Wert unterzogen werden! Der Verein Osttirol Natur wird sich weiterhin dafür einsetzen, denn wir fühlen uns den 1860 Unterzeichnerinnen und Unterzeichnern der Petition „Schlossmoar-Idyll statt Parkplatz“ verpflichtet und wir bitten um weitere Unterstützung der Petition!

https://mein.aufstehn.at/petitions/search?q=Schlossmoar-Idyll

Renate Hölzl, im Namen des Vereins Osttirol Natur

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