In der nächsten Gemeinderatssitzung, am kommenden Dienstag, wird in der Liebburg über den neuen Möbelix-Standort entschieden! Wird es nun wirklich so kommen, dass 14 000m² Wiesenfläche neben der Gärtnerei Van der Waude verbaut werden, während der alte Standort auf der gegenüberliegenden Seite der B100 als Leerstand zurückbleibt? Dies, obwohl es mit dem alten Nussbaumer-Gebäude und infolge der Insolvenz von Kika/Leiner mit Ende Juli drei Möbelhaus-Leerstände an der B100 zwischen Nußdorf-Debant und Lienz gibt?

Abb: Blau: bestehende Möbelhausruinen, Rot: neuer Möbelixstandort

Was die Widmung betrifft, so ist rechtlich alles einwandfrei: im Örtlichen Raumordnungskonzept war die Fläche tatsächlich als Gewerbefläche vorgesehen und der Stadtgemeinde steht es frei, diese nun als solche zu widmen. Nichts desto trotz ist es absolut unvernünftig, 14 000m² Wiese zu verbauen, anstatt einen der drei Leerstände für eine Nachnutzung heranzuziehen! So absurd, dass selbst die Redaktion von „Am Schauplatz“ sich für den Fall interessiert und bei unserem Verein für ein Interview angefragt hat!

Einen entsprechenden öffentlichen Appell zur Nachnutzung der Leerstände statt eines Neubaus haben wir bereits im Juni dieses Jahres an den Lienzer Gemeinderat und auch an das Land Tirol gerichtet!

Erschwerend hinzu kommt, dass am geplanten Standort für die Neuerrichtung die Vorgaben der Tiroler Bauordnung nur unzureichend erfüllt werden können! Diese sieht vor, dass Handelsflächen nur mehr mit Tiefgarage oder Parkdeck gebaut werden dürfen und eine Mehrfachnutzung gewährleistet werden soll, um den Bodenverbrauch zu minimieren. Eine Tiefgarage ist, nach unseren Informationen, aufgrund der Grundwasserverhältnisse nicht möglich, einem mehrgeschossigen Bau ist die Hochspannungsleitung, die über das Grundstück verläuft, im Weg. Somit würde laut Bebauungsplan fast das gesamte Grundstück für Handelsfläche und daneben befindlichen Parkplatz versiegelt! Ein Lager über dem Parkplatz macht das Kraut auch nicht mehr fett!

Wir alle wissen, dass Österreich mit einem Verbrauch von ca. 11-12 ha Boden/Tag im europäischen Spitzenfeld liegt und auch weit von den eigenen Zielvorgaben entfernt ist, nämlich einem Verbrauch von 2,5 ha Boden/Tag! Mit 1,67m² Kaufhausfläche pro Kopf liegen wir ebenfalls europaweit in Führung.

Dies ist in höchstem Maße besorgniserregend, da mit jeder Versiegelung sämtliche Bodenfunktionen verloren gehen, wie die Fähigkeit zur Wasserspeicherung, Grundwasserbildung, Hochwasserschutz, CO2-Speicherung sowie die Bedeutung als Lebensraum für Tiere und Pflanzen. Funktionen, auf die wir in Zeiten des Klimawandels, mit immer häufiger auftretenden Extremwetterereignissen, dringend angewiesen sind! Nicht zuletzt riskieren wir auch unsere Ernährungssicherheit mit regionalen Produkten, wenn wir weiterhin verbauen, als gäbe es kein Morgen!

Dementsprechend sind auch etliche Stellungnahmen von Bürgerinnen und Bürgern gegen dieses Vorhaben bei der Stadtgemeinde Lienz eingelangt, die ebenfalls in der kommenden Gemeinderatssitzung behandelt werden müssen!

Wird man sich allein darauf berufen, dass das Projekt rechtlich möglich ist und es einfach durchwinken? Oder werden auch die zahlreichen stichhaltigen und wissenschaftlich untermauerten Argumente Gehör finden, die den Wert intakter Bodenflächen belegen?

Wir hoffen, die Mandatare sind sich Ihrer Verantwortung bewusst und verstehen, dass intakte Bodenflächen wesentlich mehr für die zukünftige Qualität unseres Lebensraumes wiegen, als die Kommunalsteuer für 20 Arbeitsplätze! Es darf auch nicht sein, dass Großkonzerne für schnellen und billigen Profit unseren Lebensraum zerstören! Wenn der politische Wille vorhanden ist, wird sich eine sinnvolle Lösung für eine Nachnutzung eines der drei Möbelhaus-Leerstände oder eines anderen aufgelassenen Standortes für den neuen Möbelix finden. Österreichs umsatzstärkster Möbelhändler kann es sich sicher leisten!

Gemeinderatssitzungen sind öffentlich zugänglich und somit kann jede/r Interessierte am Dienstag um 18:00 Uhr im 2. Stock, Zimmer 205 dabei sein, um sein/ihr Interesse für eine zukunftsfähige Entscheidung zu bekunden!

Mag. Renate Hölzl, Obfrau, im Namen des Vereins Osttirol Natur

Kategorie
Tags