Foto: https://www.dolomitenstadt.at/2017/02/25/einkaufen-auf-der-gruenen-wiese-moebelix-will-uebersiedeln/
Sehr geehrte Frau Bürgermeisterin Dipl.-Ing. Blanik!
Sehr geehrter Herr Vizebürgermeister Dipl.-Ing. Kröll!
Sehr geehrte Gemeinderätinnen und Gemeinderäte!
Mit großer Bestürzung haben wir den Medien entnommen, dass wieder einmal Grünland für eine Gewerbefläche (Sonderfläche Einkaufszentrum) umgewidmet wurde!
Wir erinnern uns noch gut, wie erbost die bei der Veranstaltung „Grün statt Beton“, am 21.10.2022, im Kolpingsaal anwesenden BürgermeisterInnen, auf die von unserem Verein „Osttirol Natur“ erhobenen Daten zum „Bodenverbrauch in Osttirol“, reagiert haben. Unsere Daten wurden sogar infrage gestellt, tatsächlich werden aber weiterhin Tag für Tag wertvolle Bodenflächen in Osttirol verbaut.
Damals rechtfertigten Sie sich, liebe Frau Bürgermeisterin, mit dem Argument, dass man Wohnraum schaffen müsse. Der Wohnbedarf steige nämlich trotz stagnierender Bevölkerungszahl stetig an, weil die Haushaltsgrößen schrumpfen, wobei auch hier noch einiges an Gesprächsbedarf darüber besteht, wie man diesen Wohnraum möglichst ohne weitere Verbauung beschaffen könnte!
Wie rechtfertigen Sie, sehr verehrte Damen und Herren des Lienzer Gemeinderates aber eine Umwidmung wie diese: für ein weiteres Einkaufszentrum in der grünen Wiese?
Wie viele Möbelhäuser benötigen wir in Osttirol für nicht einmal 50 000 EinwohnerInnen? Gibt man in die Suchmaschine „Möbelhäuser in Osttirol“ ein, ploppen 5 Möbelhäuser auf (eines davon ist Möbelix), die Osttiroler Tischlereien noch nicht mit eingerechnet!
Stehen die Einnahmen in Form von Kommunalsteuern für maximal 25 Arbeitsplätze wirklich im Verhältnis zu dem, was wir an Wertschöpfung zerstören, nämlich wertvollste Bodenflächen, die wir in Zeiten des Klimawandels dringend für die Nahversorgung der Bevölkerung mit Lebensmitteln, als Retentionsflächen für Hochwasser und Speicherflächen für CO2 benötigen?
Benötigen wir diese 25 Arbeitsplätze in Zeiten des Arbeitskräftemangels, der sich in den nächsten Jahren durch die Pensionierungswelle der Babyboomer-Generation noch verschärfen wird, wirklich so dringend?
Wenn Sie der Meinung sind, dass wir in Osttirol unbedingt einen Möbelix brauchen, damit die OsttirolerInnen „nicht nach Spittal zum Lutz fahren“, wie Stadtrat Lackner anmerkte, warum besteht man dann nicht darauf, dass der derzeitige Möbelix-Standort saniert und aufgewertet wird? Benötigen wir unbedingt noch eine weitere Möbelhausruine an der B100?
Es stimmt, dass in Osttirol bereits etwa ein Drittel der Fläche unter Naturschutz steht (ein Argument, das oft bemüht wird), allerdings befinden sich diese Flächen zum Großteil im kargen Hochgebirge! Es sind aber die ertragreichen Acker- und Wiesenflächen im Talboden, die von unermesslichem Wert für die Zukunft und Versorgungssicherheit unserer Kinder sind! Diese gilt es daher bestmöglich zu schützen‼!
Es ist längst nicht mehr zeitgemäß, Wertschöpfung allein in Geld zu bemessen. Die Ökosystemleistungen intakter Ökosysteme und ausreichendes Vorhandensein nicht erneuerbarer Ressourcen, wie eben fruchtbarer Bodenflächen, werden unser Wohlergehen bestimmen!
Wir bitten Sie daher dringend von dieser Umwidmung wieder abzusehen und weitere derartige unnotwendige Bauvorhaben in Zukunft nicht mehr zuzulassen!
Um Ihnen den Ernst der Lage zu verdeutlichen, erlauben wir uns, Ihnen unsere Daten zum „Bodenverbrauch in Osttirol“ mitzuschicken!
Es ist auch dringend an der Zeit, gemeinsam mit der Bevölkerung Lösungen zu diesem sensiblen und wichtigen Thema, in Form eines Bürgerbeteiligungsprozesses, zu finden (wie bereits bei der Veranstaltung „Grün statt Beton“ angedacht wurde)! Wir ersuchen Sie, diesbezüglich schnellstmöglich die Initiative zu ergreifen! Nur gemeinsam können wir die Herausforderungen der Zukunft meistern!
Mit freundlichen Grüßen,
Mag. Renate Hölzl, Obfrau, im Namen des Vereins Osttirol Natur
PS: bitte unterstützt bitte alle unsere Petition „Grün statt Beton in Osttirol“