Abb. 1: Umgeschnitte Fichten und Buchen

Warum zerstört man grundlos einen klimafitten, äußerst seltenen, artenreichen und daher schützenswerten Buchen-Fichten-Mischwald? Ganz einfach – weil man es kann und die Macht dazu hat!

So wurden am Freitag, den 25.11.2022 im wunderschönen Hangwald beim Schlossmoar, aus für uns nicht ersichtlichen Gründen, im Auftrag der LBB, Bäume abgeholzt: darunter zwei große, circa 200 Jahre alte Fichten, eine weitere große Fichte, mehrere junge Buchen und eine Birke!

Besonders schmerzhaft war die Feststellung, dass auch eine Spechtflöte zerstört wurde. Diese Habitatbäume werden mittlerweile als so wertvoll für die Artenvielfalt erachtet, dass sie bereits in anderen Gebieten Österreichs und Deutschlands kartiert und unter Schutz gestellt werden!

Abb.2: Teil der zerstörten Spechtflöte

Auf Nachfragen teilte man von Seiten der LBB mit, dass man die Bäume wegen Borkenkäferbefalls entfernen musste. Beim Anblick der gefällten Stämme war jedoch offensichtlich, dass hier nicht der geringste Befall vorlag. Die Bäume waren, trotz ihres hohen Alters, gesund und vital und ihre Borke saß fest. Laubbäume werden von vorn herein nicht vom Borkenkäfer befallen.

Wozu also diese sinnlose Zerstörung?

Erinnern wir uns zurück. Im Mai 2021 erwarben die LBB die Streuobstwiese und den Hangwald beim Schlossmoar. Die Streuobstwiese sollte einem Parkplatz weichen, der Hangwald einem Bike- und Rodelweg. Allein, die Bevölkerung war dagegen! Die Petition „Schlossmoar-Idyll statt Parkplatz“ für den Erhalt von Streuobstwiese und Hangwald, erhielt bisher 2005 Unterschriften!

Der Aufsichtsratsvorsitzende der LBB versicherte, dass für den Parkplatz nur 3-4 morsche Bäume gerodet werden müssten und für den Bike- und Rodelweg überhaupt kein Baum fallen werde.

Mittlerweile wurden im September 2021, unter dem fadenscheinigen Vorwand, eine vorübergehende Durchfahrt errichten zu müssen, alle 12 alten Obstbäume der Streuobstwiese gefällt, obwohl maximal zwei Bäume im Weg waren und nie eine Notwendigkeit für einen Parkplatz am Hochstein bestand.

Sollen nun in ähnlicher Weise im Hangwald Tatsachen geschaffen werden, indem man in Salamitaktik Jahr für Jahr den erlaubten Anteil an vitalen und gesunden Bäumen rodet und somit den Wald langsam aber sicher degradiert? Dies, entgegen den Empfehlungen des Landesumweltanwaltes, der sich von Anfang an klar und deutlich für den Erhalt dieses einzigartigen Waldstückes ausgesprochen hat!

Hoffen die LBB, die Genehmigung für ihren Bike- und Rodelweg doch noch zu bekommen, wenn der Wald stark genug zerstört ist? Das, obwohl wir alle wissen, dass ein Rodelweg unter 1000m in Zeiten des Klimawandels keinen Sinn mehr macht und es für den Biketrail eine umweltschonendere Lösung gibt!

Wenn wir solche Taktiken zulassen, dann sind der Naturzerstörung Tür und Tor geöffnet!

Werden durch Aktivist*innen der „letzten Generation“ wertvolle Kunstwerke beschmutzt, so ist der Aufschrei groß! Wo ist aber die Empörung, wenn wertvolle Ökosysteme mutwillig zerstört werden? Ist uns immer noch nicht klar, dass wir damit nicht nur viel an „Schönheit der Natur“ einbüßen, sondern auch unsere Lebensgrundlagen vernichten?

Mag. Renate Hölzl, im Namen des Vereins Osttirol Natur

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