Zuallererst gratulieren wir von Herzen dem Ausnahmesportler Benjamin Karl zu seinem erneuten Gewinn des Gesamtweltcups, bevor wir unsere Gedanken zum gleichnamigen Bike-Trail darlegen.

Wir erinnern uns, alles begann mit dem Kauf des Schlossmoar-Gartens und des angrenzenden Waldstückes durch die LBB. Der Flow Family Trail hört oberhalb der Schlossbergstraße „im Nichts“ auf, weshalb ein Verbindungsstück vom Pepi-Stiegler-Weg zur Hochstein-Talstation gebaut werden soll. Das geplante Teilstück wurde bereits im Feber 2022 dem damals neugekürten Olympiasieger Benjamin Karl symbolisch, in Papierform, gewidmet und übergeben, trotz fehlender behördlicher Genehmigung des Weges! Zu dieser Zeit war besagter Weg mit 3,5m Breite geplant und hätte fünf Meter hoch mit bewehrter Erde aufgeschüttet werden sollen. Das Argument dafür war die Nutzung im Sommer durch Biker, im Winter durch Skitourengeher und Rodler.

Seit Herbst 2023 gibt es einen Plan für eine abgespeckte Version für einen schmaleren Trail, nur für Biker. Klingt ja ganz vernünftig, wenn nicht die Schlossbergstraße immer noch an einem verkehrstechnisch schlecht einsehbaren und gleichzeitig hochfrequentierten Stück überquert werden müsste und der bisher artenreiche und unerschlossene, seltene Silikat-Buchenwald durchschnitten würde. Immerhin wurde eine Petition von 2022 Menschen für den Erhalt des Schlossmaor-Idylls (inklusive Wald) unterschrieben und auch der Landesumweltanwalt hat sich mehrfach für den unbedingten Erhalt des Waldes ausgesprochen.

Mit Verwunderung beobachteten wir am 13.03. 2024, wie plötzlich in diesem Waldstück, entlang der geplanten Trail-Strecke, Bäume geschlägert wurden. Am nächsten Tag schon stand ein kleiner Bagger vor Ort. Nach Rücksprache mit den Behörden wurden jegliche weiteren Eingriffe unterbunden, da der Weg immer noch nicht genehmigt war. Mit dem vorzeitigen Fällen der Bäume sollte wohl noch schnell, vor der Vogelbrutzeit, alles unter Dach und Fach gebracht werden! Ein, genau genommen, skandalöses Vorgehen!

Wollen die LBB hier wieder einmal alle vor vollendete Tatsachen stellen, obwohl, laut Auskunft der Behörden (Stand 26.3.2024, 16:07 Uhr), die offiziellen Genehmigungen nach wie vor fehlen? Selbst bei Vorliegen eines positiven Bescheides der BH Lienz „folgt ab Zustellung des Bescheides eine vierwöchige Rechtsmittelfrist, in welcher die erteilte Genehmigung noch nicht rechtskräftig ist und mit der Ausführung eines genehmigungspflichtigen Vorhabens daher auch nicht begonnen werden darf“ (Zitat Landesumweltanwaltschaft Tirol).

Umso erstaunlicher, dass TVBO-Obmann Franz Theurl den positiven Baubescheid, sowie eine goldene Schaufel für den symbolischen Spatenstich, schon letzte Woche an den Weltcupsieger überreicht hat.

Wir bezweifeln allerdings, dass Benjamin Karl weiß, was da im Hintergrund abläuft und wir fragen uns, ob er ein solches Vorgehen in seinem Namen gutheißt: die illegale Zerstörung eines artenreichen und seltenen Mischwaldes, ohne eine wirkliche Verbesserung der Sicherheit für die Trail-Benutzer. Diese müssen ja nach wie vor an einer kurvigen und daher unübersichtlichen Stelle die Schlossbergstraße queren! Welch fragwürdige Ehrung für einen Spitzensportler!

Wir von Osttirol Natur schließen uns der Expertise des Landesumweltanwaltes an, dass der Wald unbedingt erhalten werden muss. Wie von uns bereits mehrfach vorgeschlagen, würden Schwellen für die KFZs, oberhalb und unterhalb der Einmündung des Pepi-Stiegler-Weges in die Schlossbergstraße, sowie eine 30er Beschränkung wesentlich bessere Sicherheitsvoraussetzungen für die Trail-Nutzer schaffen, als eine Überquerung derselben bei derzeit geltenden Bedingungen.

Laura Winkler und Renate Hölzl, Verein Osttirol Natur

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